Kalender selbst erstellen und verkaufen

Meine Kalender

Meine Kalender

Du spielst mit dem Gedanken einen eigenen Kalender zu erstellen und zu verkaufen? Ich habe in den letzten Jahren zwei eigene Kalender erstellt und verkauft sowie zwei Kalenderprojekte gemeinsam mit einer Agentur umgesetzt. In diesem Artikel möchte ich meine Erfahrungen mit dir teilen und dir Tipps für deinen eigenen Kalender geben. 

Thema und Bildauswahl

Zunächst ist für den Kalender ein Thema festzulegen. Wählst du es zu allgemein, dann konkurrierst du bei einem späteren Verkauf mit unzähligen anderen Kalendern. Je spezieller es ist, desto geringer wird die Konkurrenz, gleichzeitig verkleinert sich aber auch die Zielgruppe. Aus meiner Sicht ist in den meisten Fällen ein lokales Thema sinnvoll, da es sich gezielter vermarkten lässt. Wenn du allerdings bereits eine große (überregionale) Reichweite aufgebaut hast, dann bietet sich eher ein allgemeineres Thema an.

 

Bei der Bildauswahl geht es nicht darum, die 12 besten Bilder zu dem festgelegten Thema zu finden. Natürlich müssen die Bilder ein gewisses Niveau aufweisen, mindestens genauso wichtig ist aber, dass sie miteinander harmonieren, gleichzeitig abwechslungsreich sind und auch den Jahreszeiten entsprechen. 

Druckvorbereitung

Gedruckt wirken die Bilder etwas dunkler und deutlich flauer als auf dem Bildschirm. Deshalb solltest du deine fertig bearbeiteten Bilder nochmal extra für den Druck optimieren. Bei meinen Kalenderbildern habe ich üblicherweise die Belichtung geringfügig angehoben, zusätzlich die dunklen Mitteltöne aufgehellt, den Kontrast deutlich erhöht und die Dynamik sowie die Sättigung ein kleines bisschen verstärkt. Außerdem habe ich alle Bilder nochmal penibel auf Senserflecken überprüft. Nichts ist ärgerlicher als solche Unsauberkeiten erst im gedruckten Kalender zu entdecken.

 

Für das Layout des Kalenders steht dir bei manchen Online-Druckereien eine Auswahl an Vorlagen zur Verfügung. Wenn du dein eigenes Layout gestalten möchtest, dann solltest du ein Programm wählen, das Farbmanagement beherrscht. Beim Drucken wird der CMYK-Farbraum genutzt. Lieferst du die Druckdatei im sRGB-Farbraum, dann wandelt die Druckerei die Datei in CMYK um, wodurch es zu leichten Farbverschiebungen kommt. Idealerweise legst du deine Datei deshalb gleich in CMYK an, zum Beispiel mit Adobe InDesign oder Affinity Publisher. Meine Kalender habe ich mit dem kostenlosen Programm Scribus gestaltet, das ebenfalls farbmanagementfähig ist. 

Schlussblatt meines Kalenders "Norddeutschland 2024"

Schlussblatt meines Kalenders „Norddeutschland 2024“

Größe, Papier und Probedruck

Eine gute Größe für einen Wandkalender ist aus meiner Sicht DIN A3, also 42 x 29,7 cm. Das kleinere Format DIN A4 wirkt an der Wand leicht etwas verloren und die Bilder kommen nicht wirklich zur Geltung. In DIN A2 würden die Bilder natürlich noch besser wirken, aber die Druck- und Versandkosten sind deutlich höher. Außerdem könnte es mit der Auflösung eng werden – je nachdem, welche Kamera du verwendest. Für einen DIN A2 Druck mit 300 dpi benötigen die Bilder immerhin eine Kantenlänge von 7016 x 4961 Pixel, was etwa 35 Megapixel entspricht.

 

Beim Papier bevorzuge ich die matte Variante. Zwar bietet glänzendes Papier eine höhere Brillanz, aber es reflektiert einfallendes Licht sehr stark. Diese störenden Reflexionen sind für mich ein K.O.-Kriterium. Als Grammatur empfehle ich dir zwischen 170 g/qm und 300 g/qm. Zu dünnes Papier wirkt billig und wellt sich leicht, zu dickes hinterlässt dagegen einen kartonartigen Eindruck. Für meine Kalender habe ich 250 g/qm gewählt und war damit sehr zufrieden.

 

Bevor du den Kalender in der gewünschten Auflage drucken lässt, solltest du auf jeden Fall erstmal nur ein Exemplar als Probedruck bestellen und insbesondere die Farben und die Helligkeit prüfen. Falls etwas nicht stimmt, dann kannst du noch gegensteuern, indem du die Druckdatei noch einmal entsprechend anpasst. Du riskierst also nicht, dass die komplette Auflage verkorkst wird.

Eigenen Kalender verkaufen

Meinen ersten eigenständig erstellten Kalender „Norddeutschland 2024“ habe ich in einer Auflage von 75 Stück drucken lassen. Wie sich am Titel erkennen lässt, war er auf eine relativ breite Zielgruppe ausgerichtet. Über den Kalender habe ich mehrfach in den Sozialen Medien berichtet und auch in meinem Newsletter darauf hingewiesen. Meine Reichweite ist allerdings nur gering mit zu diesem Zeitpunkt knapp 900 Followern auf Instagram, ca. 1.100 Followern auf Facebook und etwa 100 Newsletter-Abonnenten. Zusätzlich habe ich für knapp 100 Euro Anzeigen über Google Ads geschaltet. Das Ergebnis war ernüchternd. Insgesamt habe ich nur eine geringe zweistellige Anzahl verkaufen können.

 

Im Folgejahr habe ich mich mit dem Kalender „Steinhuder Meer 2025“ bewusst auf ein lokales Thema beschränkt und mich auf die Vermarktung in örtlichen Buchhandlungen konzentriert. Die Auflage betrug 100 Stück. Der Kalender wurde im Rahmen einer Verkaufskommission in fünf Buchhandlungen angeboten, verteilt über drei Ortschaften, die sich alle in der Nähe des Steinhuder Meeres befinden. Zusätzlich habe ich Kontakt zur lokalen Presse aufgenommen und konnte tatsächlich zwei Artikel in den lokalen Zeitungen platzieren. Letztendlich wurden zwar etwas mehr Kalender gekauft als im Vorjahr, aber wieder nur im unteren zweistelligen Bereich. Zu beachten ist dabei, dass bei einer Verkaufskommission noch 20-30 % Provision zu entrichten ist, was die Gewinnmarge im Vergleich zum Direktverkauf deutlich reduziert. Die nicht verkauften Kalender habe ich übrigens an ein Pflegeheim gespendet.

Schlussblatt meines Kalenders „Steinhuder Meer 2025“

Schlussblatt meines Kalenders „Steinhuder Meer 2025“

Kalender über Agentur oder Verlag

Die Zusammenarbeit mit einer Agentur war für mich ein Glücksfall. Die verantwortliche Redakteurin hatte mich kontaktiert und bezüglich einem gemeinsamen Kalenderprojekt angefragt. Ich musste lediglich eine Auswahl an Bildern für einen regionalen Kalender liefern. Einige der Motive konnte ich direkt aus meinem Archiv nehmen und einige habe ich noch extra für dieses Projekt aufgenommen. Dafür habe ich ein deutlich vierstelliges Honorar erhalten. Gestaltung, Druck und Vertrieb liefen vollständig über die Agentur. Mein Aufwand war also überschaubar und mit dem Ergebnis war ich sehr zufrieden.

 

Es gibt auch Verlage bzw. Plattformen wie beispielsweise Calvendo, die sich ebenfalls professionell um Druck und Vertrieb kümmern, das Honorar aber pro verkauftem Kalender zahlen. Allerdings sind aufgrund der geringen Gewinnmarge sehr hohe Verkaufszahlen erforderlich, um einen nennenswerten Betrag zu erwirtschaften.

Fazit

Mit einem Kalender mehr als nur ein paar Euro zu verdienen, ist deutlich schwieriger und aufwendiger als es scheint. Wenn du einen eigenen Kalender erstellen und verkaufen möchtest, dann solltest du dich also auch intensiv mit Marketing und Vertrieb befassen. Meine Erfahrungen sind natürlich nicht allgemeingültig und sollen dir nur einen Einblick geben. Auf das Thema Steuern bin ich aufgrund der Komplexität gar nicht eingegangen, dafür wäre ein Steuerberater der richtige Ansprechpartner. 

 

Unabhängig vom wirtschaftlichen Aspekt kannst du bei so einem Projekt aber eine Menge lernen und mit deinen Bildern anderen eine Freude bereiten statt sie ungenutzt auf der Festplatte liegen zu lassen. Letztendlich ist es auch ein sehr schönes Gefühl, den eigenen Kalender durchzublättern und dann an der Wand zu sehen. Für dein eigenes Kalenderprojekt wünsche ich dir viel Spaß und Erfolg!